20. Juli 2010
Das Heidentheater reiste neulich mit Neunholz und dem blauen Ochsenkarren nach Süden. Naja, etwas nach Süden, nämlich über die Elbe. Dort fuhren sie noch eine Weile und am Ende dieses Weges…

…endete die Straße. Dort war nämlich ein Deich. Dahinter fließt die Oste.
Deiche erkennt man manchmal an den Schafen, die auf ihm herumstehen.

Es stand aber noch jemand dort am Deich: ein Roland.

Neben dem Roland befindet sich eine Klingel. Wenn heute jemand die Oste überqueren will, wird mit dieser Klingel die historische Pramfähre gerufen.
Neulich war es an der Fähre rappelvoll, weil dort ein Ereignis gefeiert wurde: Die Fähre wurde getauft! Embla hat sich das alles mal genauer angeschaut.

Seit 1838 ist an dieser Stelle eine Fährverbindung belegt, und heute fährt die kleine Fähre, die auch schon eine lange Geschichte hat, dank des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen.

Früher war an dieser Stelle eine Burg, von der aus die Überquerungen bewacht wurden. Bei Ausgrabungen wurden auch Teile gefunden, die eine Zugbrücke vermuten lassen! Embla ist ja eine erfahrene Zeitreisende und kann sich die Vergangenheit lebhaft vorstellen…

Von der Burg ist heute nicht mehr viel zu erkennen, doch ihr Standort ist durch die archäologischen Untersuchungen bekannt. In der Gegenwart wurde die Fährtaufe jedenfalls mit einem bunten Mittelaltermarkt genau auf dem Platz der alten Burg gefeiert, wobei es viel Spaß gab und nette Menschen zusammentrafen!

Am Ende des Sonntages hatte der blaue Ochsenkarren von Neunholz wieder genug Platz auf der kleinen Fähre, und das Heidentheater fuhr voll von schönen Eindrücken nach Hause.

15. Juni 2010
Das Heidentheater war dieses Jahr beim Burgfest dabei. Nach einer kurzen Überlegung wurde entschieden, die Fahrt dorthin mit dem Ochsenkarren zu machen, da Neustadt-Glewe zwar einen Hafen hat, aber dessen Anbindung an die Schlei nicht besonders gut ist. Dennoch hatten sich dort viele Wikinger eingefunden. Die meisten hatten nur ein großes Ziel: Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld zu erringen! Die Teilnahme am Huscarl-Turnier von Neustadt-Glewe ist schließlich einer der Höhepunkte im Jahr eines Kriegers.
Von der Schlacht hat Ask kommentierte Fotos bei Facebook hochgeladen, die können hier angeguckt werden. Da er ja keinen Helm hat, kann er von den Möglichkeiten einer Berichterstattung mit einer Helmkamera nur träumen.
Es gab dort aber auch vieles andere zu erleben: buntes Markttreiben auf Burghof und Festwiese, ein Wikingerschiff, das den Weg in besagten Hafen doch irgendwie gefunden hatte, ein inzwischen auf Stadtgröße angewachsenes frühmittelalterliches Zeltlager, mittelalterlichen Tanz, den Burgadel, Gaukelei, ein riesiges Heer von auf dem Kampfplatz fleißig übenden Kinderrittern, viele Klänge von etlichen Musikern, eine große Feuershow und noch mehr. Das mutigste Kind war sicherlich das in dem quitschegelben Drachenkostüm! Aber vielleicht hoffte es, dass der große Drache mit seinem Reiter ihm zur Hilfe kommen würde, falls die Übermacht der Klein-Ritter auf dumme Gedanken kämen…
Ask und Embla hatten viele Begegnungen mit kleinen und großen Kindern, mit denen sie über die modernen Erfindungen sprachen. Bei den Wikingern gibt es so etwas wie Kinderkarren und Autos noch nicht. (Sind das nicht doch Ochsenkarren mit unsichtbaren Ochsen?) Die Gruppe von Jugendlichen, die Ask und Embla noch einmal tanzen sehen wollten, suchte dafür sogar in ihren Sprechkästchen nach tanzbarer Musik!
Bei diesen Gesprächen musste allerdings immer wieder klargestellt werden, dass weder Ask noch Embla eine rote Mütze tragen und “Tritratrullala” singen! Schließlich ist auch der Kasper bei den Wikingern noch nicht erfunden. Dass die Wikinger trotzdem Spannendes zu erzählen haben, bewiesen die beiden vom Heidentheater mit ihren echten Wikingergeschichten!
Das Heidentheater hatte auch die Gelegenheit, den Kollegen mit dem Kasper zu lauschen. Dabei kam es zu der beruhigenden Erkenntnis, dass ihre eigenen Geschichten von Göttern, Riesen, Menschen und Zwergen im pädagogischen Kern auch nicht finsterer sind als die, die der Kasper erzählt. Immerhin hat die tragisch beginnende Geschichte von Skadi und Njörd, die in der Mitte lustig und dann wieder sehr ernst wird, gleich zwei gute Enden! Na denn auf zum nächsten Markt!
17. Mai 2010
Ask und Embla sind privat unterwegs, mal ganz ohne Heidentheater. Per Zeitreise gelangen sie in moderne Zeit, die Zeit der Autos und Computer. Sie folgen dem Ochsenweg, der als uralte Nord-Süd-Verbindung über die Halbinsel Jütland führt. Wahrscheinlich sind schon die Menschen der Steinzeit diesen Weg gegangen! Die Spuren ihrer Kulturen finden sich entlang des Weges, und auch das hier erblicken die beiden am Wegrand:

Ein Steinkammergrab mit einer Hinweistafel, die über die alten Gebräuche der hier früher lebenden Menschen informieren soll. So ein Anblick ist nichts Ungewöhnliches für die beiden vom Heidentheater. Oft befinden sich diese Steinsetzungen in breiten Stellen der Knicks oder in baumbestandenen Inseln inmitten der bearbeiteten Felder, und nicht alle sind gut erhalten.
Was heißt hier überhaupt “gut erhalten”? Ask und Embla fällt bei der Verwendung dieses Begriffes wieder einmal auf, wie sehr sie wegen der Zeitreisen durcheinander geraten. In ihrer Zeit sind in der Landschaft viele künstlichen Hügel zu finden, in denen die Verstorbenen beigesetzt werden. Die Steinkammern und die dann später verwendeten Baumsärge sind vollständig mit Erde überhäuft. Hat man immer schon so gemacht. Und alle wissen, dass in diesen künstlichen Hügel die Ahnen wohnen. Zumindest die berühmten.
In der modernen Zeit haben Embla und Ask Friedhöfe kennengelernt, und die sind ganz anders – so anders, dass die Menschen sich gar nicht mehr gut erinnern, wie das früher mit den Hügeln war. Deshalb wurde zur Darstellung einer Baumsarg-Bestattung inmitten eines Hügels auch das hier am Ochsenweg aufgebaut:

Zwischendurch muss den modernen Menschen aber ganz gewaltig der Troll gebissen haben, denn die beiden kennen auch Steinsetzungen aus der frühen Mitte des 20. Jahrhunderts, die völlig anders sind: Da wurden im alten Stil Steine aufeinander gesetzt, um gefallene Krieger zu ehren. Aber wie bei vielem aus dieser Zeit kam nur Halbgares heraus. Entweder waren die Menschen dieser Zeit zu nachlässig bei der Recherche, zu faul zum Erde Schaufeln oder nicht Willens, die Traditionen in ihrer Ganzheit zu sehen und sich nicht nur die passenden Stücke ins Weltbild einzubauen. Sie scheuten ja auch nicht vor dem Missbrauch von Symbolen und Runen zurück. Sie haben jedenfalls den toten Helden die Erde nicht gegönnt, ihnen sollten pompöse Steine reichen. Und so eine Kultur wollte an die der Vorzeit mit ihrer Sorgfalt für die Toten anknüpfen!
Naja, anschließend an den von ihnen verursachten Krieg kamen dann auch noch die Gebietsreformen, denen viele der echten Steinsetzungen, inzwischen meist freigelegt, zum Opfer fielen. Schließlich pflügt es sich in gerader Linie besser, und solche schönen Steine kann man immer brauchen, das war ja schon beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals so.
Weiter nördlich erblicken Ask und Embla zwar weniger Bäume, aber dafür immer wieder Hügelgräber, die ihren Namen auch verdienen.

Wie mag die Landschaft wohl ausgesehen haben, als die frühen Menschen und die folgenden diese Hügel für ihre Toten bauten? Welche Hügel waren vom Ochsenweg aus sichtbar? Ging es den früheren Menschen auch ein wenig um das Pompöse und nicht nur um den Ahnenkult, oder befanden sich viele der Steinsetzungen zwischen den Bäumen des gewaltigen Eisenwaldes, dem Isarnhoe?
Das fragen sich Ask und Embla beim Weiterziehen…