19. Februar 2012

Das ist ja wohl der Hammer!

Eigentlich sollte das hier ein kurzer und augenzwinkernder Bericht über einen Hammer-Fund vor einigen Tagen werden. Nun ist er ziemlich lang und nicht mehr ganz kindgerecht, aber es muss ja mal gesagt werden!

Plakat der Kirchengemeinde Haddeby mit Thorshammer in der Werbung für einen KinderbibelnachmittagDas Heidentheater trieb sich nämlich in der Umgebung der Heidenkate herum und stieß auf einen Schaukasten. (Moderne Zeit natürlich – sowas hatten Wikinger noch nicht, und Runensteine sind zur Verbreitung von Terminen leider zu umständlich anzufertigen…) In diesem machte die Kirchengemeinde Haddeby Werbung für ihren Kinderbibelnachmittag – mit einem Thorshammer! Die evangelischen Pfandfinder in Haddeby nennen sich “Ansgars Erben” nach dem missionarischen Mönch und späteren Bischof Ansgar von Bremen, der als Apostel des Nordens gilt.

Ask und Embla erleben oft, dass der Hammer als Amulett auch in der modernen Zeit von vielen Leuten getragen wird. Einige tun das nach wie vor, weil sie dadurch an Thors Kampf gegen die riesischen Urgewalten erinnert werden, die einen auch als modernen Menschen bedrohen können. Im Winter scheinen die Eisriesen ja immer wieder die Herrschaft über unsere Gegend zu übernehmen. Das bringt vor allem Menschen in ihren ochsenlosen Schnellwagen, in sogenannten “Autos”, oft in große Schwierigkeiten. Somit könnte ein Thorshammer als Schutzamulett gerade für Reisende gelten, zumal auch Thor häufig mit einem Wagen unterwegs ist. Dieser wird allerdings nicht von Ochsen gezogen, sonder ist ein total hipper Ziegenwagen. Doch dazu irgendwann mehr.

Bühnenshow vor Publikum, das mit den Findern sogenannte Pommesgabeln zeigt und einen Rinderschädel am Stab emporhältDann gibt es die vielen Menschen, die den Mjöllnir tragen, weil er für sie zur Metal-Musik gehört. Das haben Embla und Ask zuerst gar nicht verstanden, weil sie auch vom Metal wenig Ahnung hatten. Aber sie wissen inzwischen, dass diese Musikrichtung um 1990 stark von der skandinavischen Metal-Szene beeinflusst wurde, aus der unter Verwendung der örtlichen Mythologie in den Texten dann der Pagan- und der Viking-Metal entstanden. So kann man es jedenfalls ganz kurz beschreiben, richtige Fachleute für Metal sind Embla und Ask nicht. Sie wissen immerhin, dass sich Amon Amarth trotz der üppigen Verwendung des Mjöllnirs als Bandsymbolik nicht als Viking-Metal-Band, sondern als Death-Metal-Band bezeichnet – Nicht, weil der Bandname nichts mit Wikingern zu tun hat, sondern aus dem `Herrn der Ringe´ stammt, sondern weil sich diese Einteilung nur “auf den textlichen Aspekt, nicht aber auf die Musik” bezieht.  Die zusammenfassende Bezeichnung `Viking Metal´ für Bands wie Enslaved, Einherjer, Ensiferum und Thurisaz sei “völliger Quatsch [...], weil das völlig verschiedene Bands sind.” (Zitat Johan Hegg). Übrigens fand einer der ersten Auftritte des Heidentheaters vor einigen Wikingern statt, die maßgeblich an den Bühnenshows für Amon Amarth und Manowar beteiligt sind! ;-) \m/

Leider wird der Thorshammer auch von Leuten aus der rechten Szene getragen (die sich oft nicht als “rechts”, sondern als “nationalkonservativ” bezeichnen), und die in Germanen und Wikingern Leute sehen, die sich gegen “fremde Einflüsse” vor allem aus “südlichen Ländern” kämpferisch zur Wehr setzten. Das zeigt einmal mehr, wie krampfhaft die Weltbilder dieser Menschen sind und wie wenig sie sich für Tatsachen interessieren. Die geschichtliche Überlieferung ist durchaus geprägt von Berichten über kriegerische Raubzüge der Wikinger. Die Archäologen finden jedoch immer wieder Belege, dass das Leben der Wikinger nicht allein aus Kampf und Raub und dem menschenverachtenden aber lukrativen Sklavenhandel bestand. Ihre an Kunstfertigkeiten reiche Kultur begründete sich in langer Tradition auf Austausch und Neugier mit und auf fremden Kulturen inklusive ihrer jeweiligen Handwerkstechniken, Gebräuche und Weltbilder. Die familiären Verbindungen waren zwar wichtig, häufig wurde allerdings auch jemand “fremdes” in die Sippe aufgenommen und, so zeigen uns aufwändige Bestattungen, nach Leistung für die Gemeinschaft und nicht nach Herkunft, Aussehen oder Behinderung beurteilt. Die Tradition so einer Haltung belegen nicht nur nordeuropäische Funde aus der mitteren Bronzezeit. Die königswürdige Oseberg-Bestattung für zwei Frauen, die mit ihrer Herkunft aus der Schwarzmeerregion in Skandinavien als “Ausländerinnen” zu bezeichnen sind, bietet diesbezüglich ein wikingerzeitliches Beispiel, das nicht ins braune Weltbild der Rassenquassler passt. Die Interpretation der sterblichen Überreste, wonach die eine der beiden Frauen vielleicht behindert gewesen sein könnte, erst recht nicht!

Gussform aus Stein, in der sich auf der Vorderseite eine Hohlform für einen Hammer und auf der Rückseite, über einen Spiegel sichtbar, eine kreuzförmige Hohlform befindet.Als Amulett getragen sollten besonders die prächtigsten der vielen Thorshammerfunde wahrscheinlich ein trotziges Festhalten an den alten Göttern deutlich machen, denn sie stammen aus der Zeit, als sich das Christentum immer stärker im Norden ausbreitete. Berühmt ist in diesem Zusammenhang  der Pragmatismus, den Handwerker der Wikingerzeit mit der Verwendung von Gussformen sowohl für Kreuzamulette als auch für Thorshämmer an den Tag legten. So etwas gefällt Ask und Embla!

Zum Kotzen finden sie dagegen den Missbrauch dieses Symbols von Menschen, die sich durch Intoleranz auszeichnen! Die Tolenranz des Heidentheaters hat dort ein Ende, wo sie Meinungen tolerieren müsste, die letztendlich Toleranz und Meinungsfreiheit abschaffen wollen. Wie viele andere Heiden haben sie keinen Bock mehr, dass die unsinnige Verwendung des Thorhammers durch einzelne Nazis ihn (zumeist südlich der Elbe) in so ein Zwielicht stellt!

Um zum Anfang des Artikels zurück zu kommen: Es gibt gerade in Schleswig-Holstein viele Leute, die einen Thorshammer allein aus archäologisch-geschichtlichem Interesse heraus tragen oder ihn vielleicht als Symbol für ihre heimatlichen Wurzeln sehen. Sie denken sich dabei nichts Heidnisches oder gar Politisches. Auch das finden Embla und Ask sehr schön.
Die beiden nehmen nicht an, dass sich die Christen in Haddeby bei der Verwendung des Hammers mehr gedacht haben als dass er ein archäologischer Fund aus nächster Nachbarschaft ist. Ein interessanter Fund, in dem Kreuz und Hammer miteinander verbunden sind – vielleicht sollte das Heidentheater über ihn mal ein Stück spielen? (Wer unsere Vorstellungen schon erlebt hat, weiß eventuell, warum Ask einen Thorshammer “mit einem Nupsi unten dran” trägt. ;-) ) Wohlmöglich wurde dieser Hammer auch im Ansgarhaus in eine kindgerechte Geschichte über die “Heidenmission” eingebunden? Embla und Ask meinen jetzt aber, dass das Thema Mission ein heißes Eisen ist, welches den Rahmen dieses Artikels endgültig sprengen würde. Das Heidentheater hat mit seinen Auftritten jedenfalls keine missionarischen Absichten. Wenn Kinder Spaß an den Geschichten haben, dann liegt das sowohl an der noch heute spürbaren Faszination der nordischen Mythologie als auch am abenteuerlichen Ruf der Wikinger. Den benutzt die Jugendarbeit von St. Andreas in Haddeby ebenfalls. Und schändlicherweise tun das leider auch diejenigen, die sonst auf Eso-Quatsch-Symbole abfahren…

27. März 2010

Heidentheater im Wikingermuseum Haithabu

Kategorie: Museumspädagogik — Martje @ 23:37

Das Heidentheater konnte heute durch eine Zeitreise bei der Neueröffnung des Wikingermuseums dabeisein! Den ganzen Winter haben sie sich darauf gefreut, und nun war es soweit: Nach monatelanger Umbauzeit ist die Dauerausstellung des Museums jetzt völlig umgestaltet und trotz des langen Winters fertig geworden.

Nachdem die Hausherrin und viele Jarle feierliche Reden gehalten haben, können Ask und Embla ihrer Neugier freien Lauf lassen und drängen in die Ausstellungshallen. Und da – gleich zu Beginn ein großer Zeitreisenzauber, der Ask auf der Stelle  seekrank werden lässt! (Wie einige wissen, ist er peinlicherweise nicht ganz seefest…) Aber erlebt es lieber selbst, wie dort das Meer in die Halle geholt wird.

Als nächstes freuen die beiden sich an einem Ochsenkarren, der von der Größe her wie geschaffen für Ask und Embla ist. Viele ihrer Reisen machen die beiden ja per Ochsenkarren, auch wenn die meisten Menschen aus der Zukunft ja immer nur an die flotten Boote der Wikinger denken. Dabei gibt es hier doch noch so viel anderes zu entdecken!

Ochsenkarren

Bei den Exponaten in den nächsten Hallen suchen sie gleich nach neuen und auch nach vertrauten Funden. So findet Ask gleich den Hammer, den er in Zeiten wie seinen für eine gute Möglichkeit hält, um auch den kultisch ungebundenen Käufern schöne Amulette anbieten zu können: Der Thorshammer mit dem punzierten Christenkreuz.
Embla informiert sich gleich wieder über die aktuelle Fibelmode und den Trend bei Glasperlen, und beim Anblick der Kleeblattfibeln wird ihr Wunsch nach einer Bernsteinkette auf Platz zwei verschoben. Sie findet die Sachen so schön, mit denen würde sie sich glatt beerdigen lassen…

Ask vor Kreuzhammer Embla vor Perlenvitrine

Zu den neu entdeckten Dingen gehören eine Münze mit einer Walknut, aber nicht die ihnen schon bekannte mit dem Hirsch, und ein silbernes Amulett in Form eines Sitzes. Beim Anblick von einem Osterei wissen sie kurz nicht mehr ganz genau, auf welcher Zeitreise sie sich eigentlich befinden. Und dann stehen sie vor dem großen Runenzauber!

Embla vor Runenstein

Die Leute vom Museum haben einen Zauber, der Runensteine sprechen und Blitze verstummen und gehorsam sein lässt! Embla und Ask sind einfach hingerissen und genießen das Schauspiel, das die lautlose Blitze über dem Stein bilden. So einen Zauberstein hätten sie auch gern einmal, der ihre Taten so wunderbar den nach ihnen Kommenden verkündet!

Nun kommen sie in die Bootshalle. Der schöne Blick auf das Noor ist der alte, aber die Halle hat sich verändert. Auch dort findet sich Zauberei. Viele ihrer Bekannten bewegen sich hier als zweidimensionale Gestalt in eckigen Rahmen, einige standen schon in der vorigen Halle ganz platt in Glaskästen. Aber zeitgleich bewegen sich diese Bekannten unbeschadet neben ihnen durch die Hallen und wirken ganz normal. Es muss einer dieser Zeitreise-Zauber sein…

Bootshalle mit Blick auf das Noor Halle mit Vitrinen

In dieser Halle gefällt es Ask und Embla sehr. Sie haben das Gefühl, als könnten sie auf einen Tauchgang unter Wasser gehen, während oben auf dem Anlegesteg reges Treiben herrscht. Warum sie sich fest vornehmen, bei ihrem nächsten Aufenthalt am Hafen sehr vorsichtig mit ihren Sachen zu sein, werdet Ihr verstehen, wenn Ihr auch dort in der Bootshalle gewesen seid!

Zufrieden mit ihren Erlebnissen machen sich die beiden wieder auf den Weg nach Hause, denn es wird schon dunkel. Sie nehmen sich aber vor, sobald wie möglich wiederzukommen. Heute war es mit all den wichtigen Neuzeit-Jarlen und all den anderen viel zu aufregend, um alles aufzunehmen. Sie haben sich eins der neumodischen Bücher, die sie auf ihren Zeitreisen schätzen gelernt haben, für daheim mitgenommen. Mal gucken, ob sie von den Menschen aus der Zukunft noch etwas über sich lernen können…

28. Januar 2010

Jahresplanung und Rückblick

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 13:51

Embla sitzt gerade über der Planung für die nächste Marktsaison. Dabei fallen ihr natürlich viele lustige Begebenheiten des vergangenen Jahres ein, und so kommt es, dass die Terminliste jetzt erst veröffentlicht ist. Stattdessen werden Bilder geguckt, die sie auf Zeitreisen geschenkt bekommen haben.

Außerhalb der Heidenkate ist der Schnee stellenweise hoch zusammengeweht, da kann man sich gar nicht vorstellen, dass Reisen im Sommer auch schön sein kann. Im Moment ist sogar der Weg zu ihrer Cousine drei Häuser weiter unangenehm, weil die Wege entweder glatt oder matschig sind. Aber Embla muss unbedingt mit einem der Bilder zu ihr hin, denn dieses Foto beweist, dass es auch bei den Christen Leute gibt, die Thorshämmer verkaufen! Und das wird Emblas getaufte Cousine sicher interessieren…

thorhammer amulette als kirchliches angebot

Auf einem Markt, auf dem Ask und Embla als Fachpersonal heidnische Dinge verkauften, befand sich auch ein Stand einer Kirchengemeinde. Dort wurden neben Nagelkreuzen auch Thorhämmer und Runenschmuck angeboten. Der Verkäufer reagierte auf Ask und Emblas Interesse an ihm etwas verlegen und außerordentlich liebenswürdig. Sie bekamen von ihm einen Mjöllnir aus Zinn und eine Holzflöte geschenkt! Er hatte allerdings nicht viel Ahnung von Runen, die er für Kinder nach einer kleinen Tabelle in Kupferarmbänder schlug.

Meint Ihr, es wäre eine gute Idee, ihm als kirchlichen Mitarbeiter eine Fortbildung in Runenkunde vorzuschlagen? Das bekommt er als Bildungsurlaub bestimmt nicht genehmigt!

Embla lässt grinsend grüßen!

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