28. Oktober 2011

Rostock: Museumsschiff und Wikingernacht!

Kategorie: Museumspädagogik, Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 20:17

Frachter festgemacht am Ufer

Das Heidentheater ist unterwegs. Ihre Unternehmung führt Ask und Embla in die moderne Zeit, wieder in die Stadt Rostock. Naja, nicht wirklich in die Häuser der Stadt, sondern auf ein Schiff. Direkt am IGA-Park in Schmarl liegt nämlich das Traditionsschiff Typ Frieden, in dem heute das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum untergebracht ist. Dort waren sie schon einmal, und es war toll!

Der Anlass ihres ersten Besuches war die Ausstellung “Unsinkbar. Das Wikingerschiff in Werbung, Kunst und Alltag”. Wikingerschiffe sind für das Heidentheater ja eigentlich sowieso Alltag, und daher haben sie sich auch seeehr gründlich in der interessanten Dauerausstellung umgesehen.

Für Boote und Schiffe kann Embla sich ja so richtig begeistern, und daher war sie schon in der Abteilung mit den historischen Schiffen und dem alten Einbaum ganz hingerissen! Gestaunt hat sie auch vor der Karte über die weltweiten Schiffsdarstellungen. :-)

Wikingerpuppe vor antikem Einbaum

Nach Informationen zu Einbäumen und eisenzeitlichen Booten kam sie dann in die Abteilung der Gegenwart – äh – zu den wikingerzeitlichen Schiffen. (Puh, Zeitreisen machen einen ganz tüdelig!)

Bild von eisenzeitlichem Boot nach Fund in Hjortspring Bild von Wikingerboot nach Fund aus Gokstad

Wie neulich im Oldenburger Wallmuseum kann man hier auch über slawischen Schiffbau des Frühmittelalters etwas erfahren. Embla riskiert danach einen Blick in ein mittelalterliches Kanonenrohr und schaut einem Schweißer der modernen Zeit über die Schulter.

Wikingerpuppe guckt in kanonenrohr Wikingerpuppe schaut Schweißerpuppe bei der Arbeit zu

Es gibt auch eine Schiffsglocke zu sehen und zu hören, und dann entdeckt Embla eine Abteilung, in der sich etwas Seltsames befindet: Eine Art Mischung aus Rufhorn und Runenholz. Oder wie sollte sie jemandem ein Morsegerät besser erklären?

Wikingerpuppe am Morsegerät

°|–|-°°°|°-°°|°- heißt Embla! Und wo ist °-|°°°|-°-? Im Maschinenraum bestimmt nicht, da wird ihm nur kodderig. Ah, er ist in der Zukunft!

Wikingerpuppe vor Vitrine mit futuristischem Luftschiff

Ask, der immer schon wusste, dass so etwas wie die Hanse eine geniale Idee sein würde, freut sich gerade an den Visionen, die die moderne Zeit von der Zukunft hat. Ein Schiff mit Tragflächen und Propellern wie ein Flugzeug! Genial!

Wikingerpuppe vor Urkunde einer Äquatortaufe in Neptuns Namen

Und dann gibt es auch noch ein wenig Heidentheater in der christlichen Seefahrt zu entdecken:
Ein ausgestellter Taufschein von einer Äquatortaufe weist darauf hin, dass dem alten Gott Neptun immer noch mit Ritualen gehuldigt wird, wenn auch anders als zur Zeit der Römer…
Naja, die Äquatortaufen sind heute wohl eher Spaß und waren wohl auch mal ganz schön fies, aber heute gibt es sogar an Land Rituale zu Ehren Neptuns, nämlich die Neptunsfeste.

Nun wird aber erst einmal am 29. Oktober an Bord des Museumsschiffes gefeiert, nämlich die Eröffnungsveranstaltung der Rostocker “Langen Nacht der Museen”! Um 16.00 Uhr gibt es eine Schiffstaufe, bevor es dann am Abend ein großes Programm mit den Warnow Wölfen, dem Heidentheater und vielen anderen gibt und Ask und Embla dann wieder bei der Wikingerschiffausstellung zu finden sind. Wir freuen uns drauf!

Nachtrag:
Inzwischen sind wir wieder zuhause in der Heidenkate. Es war ein schönes Wochenende! Soooviele Leute im Museum! Beim Museumsschiff konnten wir auch eine Schiffstaufe erleben. Gute Fahrt,
Dwarskopp! (So heißt jetzt das Boot, ein Segler zum Fischfang in Haffgewässern, ein sogenannter Heuer.) Hier ist ein Link zu einer Sendung der NDR-Mediathek, wo ein Bericht über die gesamte Lange Nacht der Rostocker Museen zu finden ist, und hier ein Bericht auf den Seiten von Rostock-heute.de mit einem schön-skurilen Foto von uns! Im Film sind wir ganz kurz beim Halten des Rufhorns dabei, aber wir waren ja auch “nur” auf dem Museumsschiff. Doch dort war wirklich ein tolles Programm: Kampfschau und Wikinger zum “Löcher-in-den-Bauch-fragen” mit den Warnow Wölfen, die ihre Zelte an Deck aufgestellt hatten, unser Heidentheater-Beitrag, Seile machen auf der Reeperbahn, Morsen mit dem Bordfunker, Klönschnack mit Fahrensleuten, Kinderquiz und noch mehr!
Als das Museum dann nachts schloss, sind wir zum Schlafen auf das Nachbarschiff “
Likedeeler” gewechselt. Das ist mal eine ganz besondere Unterbringung, und wir haben sowohl den freundlichen Empfang spätnachts wie auch das verabschiedende Frühstück sehr genossen. Vielen Dank nochmal!

23. September 2011

Das Reisen – Zu Wasser oder zu Land?

Kategorie: Museumspädagogik, Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 11:42

Ja, bis in die moderne Zeit hinein ist bekannt, was die Wikinger so erfolgreich machte: die schnellen und auch transporttauglichen Schiffe! Von den Menschen der Wikingerzeit, die zu Hause blieben und ihr Land beackerten, erzählt heute keiner mehr. Allerdings merken die vielreisenden Ask und Embla immer wieder, das nicht jedes lohnenswerte Ziel einen günstigen Hafen hat. Letztens waren sie in Volkach, an der Mainschleife in Unterfranken. (Hier und hier ein paar Bilder.) Diese Stadt, die sich weit südlich in keltischem Gebiet befindet, hätte das Heidentheater tatsächlich auch per Wikingerschiff erreichen können, aber was für eine Strecke!

Frontansicht eines Wikingerbootes mit Drachenkopf am StevenDa würde man von Haithabu aus erst einmal über Land nach Westen reisen, nach Hollingstedt. (Ins “Hollinghuus” müssen wir auch noch einmal ganz dringend!) Das ist nämlich der nächstgelegene Nordseehafen für Wikinger. Hollingstedt liegt zwar nicht an der Nordsee, aber an der Treene, und auf der geht die Schiffsreise los. In der Nordsee angekommen, biegt man dann links ab und fährt so sutsche die Küste entlang nach Süden. (Wenn Ihr an Rungholt vorbeifahrt, seid Ihr falsch abgebogen – das liegt weiter nördlich!) Zwischen der Deutschen Bucht und Helgoland gut kurshalten, so dass man schließlich entlang der ostfriesischen Küste segelt. (Nach dem Jadebusen braucht Ihr nicht zu suchen, der ist noch nicht erfunden.) Irgendwann muss man links in das Rheindelta abbiegen und den Rhein flussaufwärts fahren bis zu einer Stadt, die früher Mogontiacum genannt wurde. Das hört sich schon ziemlich keltisch-römisch an! Dort biegt man links in den Main ein und gelangt trotz seines bogigen Verlaufs immer weiter nach nach Osten, bis man in Volkach ankommt.

Geht das nicht einfacher??? Kann nicht mal jemand schnell die Straße erfinden? Wege gibt es ja schon ewig, zum Beispiel den Ochsenweg. In ihrer Zeit können Ask und Embla ihm erst einmal bis zur Elbe nach Süden folgen, und er sieht zur Wikingerzeit ungefähr so aus:

Miniaturmodell eines unbefestigten Weges, auf den Menschen mit einigen Tiere durch die flache Landschaft reisen

(Diese Perspektive eröffnet sich knieenden Betrachtern vor einer Vitrine im Museum am Danewerk, dessen Träger die Sydslesvigsk Forening ist – sehr zu empfehlen!)

Da ist es gut vorstellbar, dass Landreisen auf diesen Wegen noch unbequemeren waren als schaukelige Schiffsreisen – holterpolter oder modderquodder…

In der modernen Zeit gibt es die Strecke des Ochsenweges immer noch, sie ist jetzt alsphaltiert und heißt A 7! Und da das Heidentheater zeitreisefähig und praktisch veranlagt ist, ist es schließlich mit dem Auto von Neunholz über die A 7 von Schleswig-Holstein bis weit in den Süden nach Volkach gefahren.

Aber eigentlich ist das geschummelt! Echte Wikinger fahren nicht einfach Auto! Schließlich gibt es auch für kleine Wikinger soooo tolle Wagen, so wie diesen hier beispielsweise:

kleiner Bollerwagen mit einem Wikingerzelt als Verdeck

Oder diesen hier:

kleiner Handkarren mit Decke als Verdeck

Dass der Ochsenweg jetzt überall astphaltiert ist, stimmt so natürlich nicht, aber dazu demnächst mehr. Im Moment wird in der Heidenkate jedenfalls darüber nachgegrübelt, wie kleine Wikinger standesgemäß und nicht zu unbequem zu ihren Reisezielen gelangen. Wartet es ab!

Nachtrag:
Inzwischen sollte hier eigentlich noch ein Foto von einem kleinen Wagen mit Wikingerzeltaufbau erscheinen, aber da hatte wohl Loki die Finger im Spiel – anstatt auf dem PC geladen zu werden, wurden die Fotos gelöscht. :-/
Als Trost: Man trifft sich immer zweimal, und dann werden neue Fotos gemacht!

24. Mai 2011

Unsere “Oldenburger Puppenkiste”

Kategorie: Götter, Welten, Wesenheiten — Martje @ 12:39

Da steht sie, frisch gewachst und bereit für neue Erlebnisse: Die Kiste! Asks und Emblas Kiste!
Sie gehört zwar schon fast ein Jahr zum Heidentheater, seit den Slawentagen in Oldenburg, aber hier wurde sie noch gar nicht vorgestellt, obwohl sie so eine tragende beziehungsweise bergende Rolle spielt. In dieser Kiste reisen Embla und Ask nämlich sicher und sanft zu den verschiedenen Märkten und Veranstaltungen. Der Korb, der ihnen vorher als Behausung diente, war ihnen doch zu gefährlich.

wikingerzeitliche Kiste aus Eibenholz mit Eisenbeschlägen

Das schöne Stück ist aus Eibenholz, wie passend! Es heißt bekanntlich, dass die neun Welten von einem immergrünen Weltenbaum zusammengehalten werden, und es spricht viel dafür, dass es sich bei diesem Baum um eine Eibe handelt. In einer Eibenholzkiste auf (Zeit-)Reise zu gehen, halten Ask und Embla daher für sehr sinnig, auch wenn sie nur Mittgard bereisen, die Welt der Menschen.

Die beiden sind ebenfalls der festen Meinung, dass es keinen inspirierenderen Platz gibt, um Ideen für Ihre Auftritte zu bekommen, als den in ihrer schönen Eibenholztruhe. Die immergrüne Eibe ist schließlich durch ihre Beziehung zu einem Gott mit der Dichtkunst verbunden. In der nordischen Mythologie gibt es sowohl den vergötterten Dichter Bragi als auch Odin, der als “Hangatýr”, als Hängegott, neun Nächte am windigen Weltenbaum hing, um die Runen aufzunehmen. Und der runenkundige und verwandlungsfähige Odin hat viel mit der Kunst des Wortes zu tun: Er ist es nämlich, der den sagenhaften Skaldenmet “Odrörir” aus dem Berg des Riesen Suttungr raubt. Der Genuss dieses berauschenden Tranks verleiht dichterische Fähigkeiten. Da bei der wilden Jagd, durch die Odin den Met zu den Göttern nach Asgard bringt, auch einige Tropfen danebenfallen, gibt es auch außerhalb Asgards einige Wortkünstler, sogar ganz kleine ohne Füße… :-)

alter Kupferkessel mit Metflaschen und Holzschild

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